Wie Mitarbeiter in der Industrie 4.0 optimal in Prozesse eingebunden werden

Von Anna Kommer

23. Jun 2021

Industrie 4.0 – in den zehn Jahren ihrer Existenz hat sich das Buzz Word zur Realität entwickelt und ist in den Produktionsbereichen vieler Unternehmen in Deutschland angekommen: Laut einer aktuellen Studie von Bitkom Research setzen 62 % der Industrieunternehmen bereits Industrie 4.0-Lösungen ein. Jedoch steht der Mensch als Kernbestandteil der Fertigungsprozesse meist nicht gerade im Mittelpunkt der Überlegungen, wenn es um Industrie 4.0 geht. Ganz im Gegenteil: Die Vision von der Smart Factory zeigt größtenteils menschenleere Fertigungshallen, in denen sich selbst steuernde Roboter die Abläufe fest im Griff haben.

Doch diese Bilder lassen einen zentralen Aspekt außer Acht: Die menschliche Intelligenz wird aus der Fertigung so schnell nicht wegzudenken sein – denn Menschen bringen Erfahrungen, Wissen, Urteilsvermögen und Flexibilität in einem Maß in die Prozesse ein, wie es zumindest mittelfristig Maschinen und Roboter nicht erreichen werden. Es braucht deshalb nach wie vor Menschen, um Maschinen Befehle zu geben, Daten zu interpretieren und Aufgaben zu priorisieren.

shutterstock_478607692_bearbeitet

Insellösungen erfordern umfangreiche Systemkenntnisse

Wie lassen sich also Mitarbeiter in der Produktion optimal bei diesen Aufgaben unterstützen? Insellösungen, Datensilos und Systeme, die nach wie vor nicht vollständig integriert arbeiten, erfordern in der Industrie 4.0 mehr denn je den Umgang mit zahlreichen verschiedenen Anwendungen, deren Funktionsweise und Prozesse nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Mitarbeiter müssen hohen Anforderungen gerecht werden, um in allen Systemen wie etwa ERP, PPS, MES oder QS so versiert zu sein, dass sie ihre Aufgaben effizient und zielgerichtet abwickeln können. Oft ist ein Login an Terminals erforderlich, was zu zusätzlichen Laufwegen und Zeitverlust im Tagesgeschäft führt. Immerhin ermöglichen vereinzelt die Standard-Apps verschiedener Systeme oder Maschinen bereits das mobile Abrufen und Eingeben von Daten an Ort und Stelle. Doch diese systemeigenen Apps führen nur bedingt zum Ziel: Werker profitieren von der vernetzten Welt der Industrie 4.0 kaum, wenn sie die verschiedensten Apps nutzen müssen, um im Rahmen eines Workflows Informationen aus verschiedenen Datenquellen anzurufen oder in unterschiedliche Systeme einzugeben, etwa um Daten zum Maschinenstatus, QS-Informationen oder Werkzeuginformationen abzurufen und anschließend eine Mengenrückmeldung zu buchen.


Diese Problematik wird durch mobile Produktions-Apps, die auf Basis so genannter Low-Code Plattformen realisiert werden, adressiert: Es handelt sich um einen Lösungsansatz, mit dem die benutzerfreundliche, prozessorientierte Unterstützung der Fertigungsmitarbeiter möglich werden soll, die dann für alle ihre Aufgaben im Prozess nur noch eine einzige App benötigen. Die Umsetzung der Anwendungen erfordert dabei meist keine Programmierung, sondern ist nach dem Baukastenprinzip in sehr kurzer Zeit möglich, oft innerhalb von wenigen Tagen. Dank hoher Konnektivität und Kompatibilität dienen die App-Plattformen als Middleware zwischen den mobilen Endgeräten von Fertigungsmitarbeitern und den verschiedenen vorhandenen Systemen und Anlagen im Unternehmen. Die entstandenen individuellen Apps liefern Produktionsmitarbeitern somit Informationen aus den verschiedensten Backend-Systemen in Echtzeit an die Hand und ermöglichen das unmittelbare und einfache Zurückschreiben von Daten direkt im Prozess. Sie werden so optimal bei der Abwicklung einer Aufgabe unterstützt – abgebildet wird der Prozess als Ganzes, unabhängig von den beteiligten Systemen, losgelöst von komplizierten Benutzeroberflächen einzelner stationärer Anwendungen, fokussiert auf die Arbeitsweise des Mitarbeiters. Auf diese Weise konfigurierte Apps sind deshalb in der Lage, die Schnittstelle zwischen Menschen und Industrie 4.0 zu bilden und beides optimal miteinander zu verzahnen. Beispielsweise können Fertigungsmitarbeiter damit Auftragsinformationen aus dem ERP in Echtzeit an der Maschine abrufen, die Verfügbarkeit der benötigten Einsatzmaterialien prüfen, Produktionsaufträge an Anlagen starten, dazugehörige BDE-Daten erfassen oder Qualitätsmängel direkt ins QS-System berichten – so, wie es der optimale Prozessablauf im Unternehmen erfordert.

Industrie 4.0-Apps schließen Systemlücken

Wie eine solche App-Plattform als Kernelement zur Einbindung der Mitarbeiter in die digitalen Prozesse eingesetzt werden kann, zeigt das Beispiel des Prüfmittelbauers INGUN aus Konstanz: Hier kommt der App-Baukasten engomo zum Einsatz, um mithilfe verschiedenster Apps Systemlücken zu schließen und die Mitarbeiter im Fertigungsprozess optimal zu unterstützen. Die App-Plattform ist dabei an verschiedene vorhandene IT-Systeme angebunden, deren Daten für die Produktion relevant sind. In der von einer hohen Variantenvielfalt geprägten Fertigung bei INGUN ermöglicht so beispielsweise eine mobile App die Validierung von Einsatzmaterialien durch Barcode-Scan und den damit verbundenen Auftragsstart der Maschine erst nach erfolgreicher Prüfung, direkt vom Tablet aus. Ein wesentlicher Vorteil für das Unternehmen ist neben dem hohen Funktionsumfang und dem hohen Maß an Kompatibilität die Tatsache, dass die Apps jederzeit flexibel, ohne Programmierung und unabhängig von einem externen IT-Dienstleister angepasst werden können sowie dass bei Bedarf schnell weitere Lösungen möglich sind.
Wenn Unternehmen also über die Realisierung von Industrie 4.0-Lösungen nachdenken, lohnt es sich, einen Blick auf App-Plattformen zu werfen, damit die Integration aller Ebenen in der Fertigung – auch der Mitarbeiter – in digitale Prozesse gelingt. Bedarfsgerechte, individuelle, mobile und intuitive Anwendungen entlasten das Personal, schaffen Transparenz und Effizienz in den Prozessen und sorgen dafür, dass auch der Mensch in der Industrie 4.0 flexibler, agiler und schneller handeln kann.

 

Poduktbild_engomo

Mobile Apps integrieren Systemwelt und Mitarbeiter: Daten aus verschiedenen Quellen in Echtzeit, dazu BDE-Rückmeldungen und die Möglichkeit, relevante Dokumente anzuzeigen

 

Weitere Informationen zur App-Konfigurationsplattform engomo finden Sie unter www.engomo.com.